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Die wichtigen US-Börsen verzeichneten in den vergangenen Wochen deutliche Kursverluste. Der Leitindex S&P 500 hat von seinen vorherigen Höchstständen zeitweise um mehr als 10 Prozent nachgegeben – ein Rückgang, der offiziell als Aktienmarktkorrektur gilt. Diese Entwicklung hat Ängste vor einem anhaltenden Bärenmarkt in den USA geschürt, der andere Aktienmärkte mit nach unten reißen könnte.
Zwar kämpft der S&P 500 aktuell mit der charttechnisch bedeutsamen 200-Tage-Linie und könnte diese zeitweise auch deutlich unterschreiten. Ein nachhaltiger Bärenmarkt ist aber nicht zu erwarten. Die Finanzgeschichte zeigt uns, welche makroökonomischen Faktoren zu einem nachhaltigen Börsenabschwung führen. In der Regel sind es zwei zentrale Auslöser: entweder eine echte (harte) Rezession, die zu einem Einbruch der Unternehmensgewinne führt, oder ein Inflationsschock, der einen starken Zinsanstieg nach sich zieht und damit die Bewertungen der Unternehmen belastet.
Angesichts der Verunsicherung, die Trumps erratische Politik ausgelöst hat, dürfte die US-Wirtschaft dieses und möglicherweise auch nächstes Quartal kaum wachsen. Sie bleibt jedoch weit entfernt von einer echten Rezession. Es fehlen die klaren makroökonomischen Ungleichgewichte, die diese Konjunkturdelle zu einer Rezession werden lassen können.
Auch das Szenario eines harten Inflationsschocks erscheint auf absehbare Zeit wenig plausibel. Der wichtigste Inflationstreiber – der Ölpreis – notiert derzeit in der Nähe eines Mehrjahrestiefs. Selbst im Falle geopolitischer Eskalationen könnte die Organisation erdölexportierender Länder mit ihren Partnern (OPEC+) schnell reagieren. Sie hat in den vergangenen Jahren bedeutende Reservekapazitäten aufgebaut und wäre somit in der Lage, eventuelle Angebotsschocks abzufedern.
Es gibt jedoch einen dritten Typus von Bärenmärkten, der empirisch selten vorkommt. Er hat keinen klaren makroökonomischen Auslöser, sondern entwickelt sich gewissermaßen aus sich selbst heraus. Das beste Beispiel hierfür ist die mehrjährige Baisse nach dem Platzen der Dotcom-Blase im März 2000. Damals folgte auf die extrem hohen Bewertungen nicht das erhoffte Gewinnwachstum, was schließlich in einem nachhaltigen Bärenmarkt mündete. Angesichts der aktuell hohen Bewertungen der US-Börsen wäre dieses Szenario sogar das wahrscheinlichere. Allerdings sind die Bewertungen der US-Technologieunternehmen – der Haupttreiber hinter den US-Börsen – zwar hoch, insgesamt aber nicht vergleichbar mit den Exzessen um die Jahrtausendwende. Zudem sind die Bewertungsniveaus zuletzt moderat gesunken.
Zusammenfassend sollten Investoren einen kühlen Kopf bewahren und sich nicht von der schlechten Stimmung an den Märkten anstecken lassen. Weder das makroökonomische Umfeld noch die Bewertungen sprechen derzeit für einen nachhaltigen Bärenmarkt. Allerdings dürfte die hohe Volatilität mittelfristig anhalten, da die US-Märkte trotz erster Korrekturen immer noch hoch bewertet sind und damit stark von den Launen der Investoren abhängen.