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Nach einem holprigen Jahresstart haben sich die Aktienmärkte wieder gefangen und setzen ihren übergeordneten Positivtrend fort. Die Prognose des weiteren Marktverlaufs wird dadurch erschwert, dass aktuell zwei gegensätzliche Faktoren auf die Märkte einwirken: Auf der positiven Seite steht der gute Start in die Berichtssaison. Die US-Unternehmen vermelden im Aggregat weiterhin ein robustes Gewinnwachstum. Vor allem die Erträge der Finanzunternehmen übertreffen angesichts der guten Lage an den Börsen im Jahr 2024 und der steileren Zinskurve die Erwartungen. Somit haben die Märkte eine fundamentale Basis, die gegen nachhaltige Abwärtskorrekturen spricht.
Auf der negativen Seite steht ein Bewertungsproblem, das durch den jahrelangen KI-Hype bedingt ist. Zusammen mit dem Zinsdruck stellen die hohen Bewertungen einen echten Risikofaktor für die Börsen rund um den Globus dar. Denn die Aktienmärkte sind nicht nur relativ zur eigenen Historie, sondern auch im Vergleich zu den Rentenmärkten hoch bewertet. Insbesondere die Bewertungen der weltweit richtungsweisenden US-Märkte sind nicht vereinbar mit Langfristzinsen, die sich gefährlich nahe an der 5-Prozent-Marke bewegen. Auch der weitere Verlauf des KI-Megatrends ist für die US-Börsen besonders relevant. Aktuell sorgen sich Investoren, dass KI-Geschäftsmodelle rapide zur „Massenware“ werden und die hochgesteckten Gewinnerwartungen nicht erfüllen werden. Zwar scheinen die jüngsten, damit zusammenhängenden Marktturbulenzen übertrieben – doch sie verdeutlichen eindrucksvoll, wie abhängig die Märkte mittlerweile vom KI-Thema sind. Daher ist eine nachhaltig positive Marktentwicklung nur realistisch, wenn bei den Zinsen eine (moderate) Entspannung einsetzt und der KI-Hype nicht vollständig ad acta gelegt wird.
Ob und wie lange der besagte Zinsdruck noch anhält, hängt maßgeblich von der Politik der neuen US-Administration ab. Sollte US-Präsident Donald Trump eine rücksichtslose Fiskalpolitik verfolgen, die die Haushaltsdefizite weiter ansteigen lässt, sind weitere Zinsanstiege und im Ernstfall massive Turbulenzen an den Anleihemärkten vorprogrammiert. Spürbare Korrekturen an den Börsen wären in diesem Szenario die logische Konsequenz.
Es ist aber auch ein Positivszenario denkbar, sollte sich im Trumps Kabinett die fiskalpolitisch vernünftige Fraktion durchsetzen. Einer ihrer wichtigsten Vertreter ist der Finanzminister Scott Bessent. Er befürwortet die wirtschaftsfreundlichen Elemente der Trump-Agenda, bestehend aus Deregulierung und Steuersenkungen. Gleichzeitig sind ihm solide Staatsfinanzen und eine maßvolle (nicht inflationäre) Zollpolitik wichtig. Im Idealfall gelingt es den Kräften um Bessent, die stimulierenden und die restriktiven Elemente der Trump-Agenda adäquat auszutarieren. Die Folge wäre ein stabiles Wirtschaftswachstum in Kombination mit sinkenden Inflationsraten und somit nachlassendem Zinsdruck. In diesem Sweetspot-Umfeld würden sowohl Aktien- als auch Rentenmärkte nachhaltig profitieren. Noch ist nicht klar, welches Szenario sich mittelfristig an den Märkten etabliert. Bis dahin sollten professionelle Investoren eine neutrale Risikoneigung beibehalten.